Bühne frei für aktuelle Technologie-Trends in der Produktion

Wie die EMO Hannover 2025 weltweit die Themen Metallbearbeitung und Produktionstechnologie adressiert 


Dr. Markus Heering ist in diesen Tagen ein gefragter Gesprächspartner. Nicht nur, dass der Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) als Veranstalter der EMO Hannover 2025 auf seiner World Tour über drei Kontinente, 27 Länder und 35 Städte, vielen Journalisten, Unternehmen, Ausstellern und Branchenvertretern vor Ort Rede und Antwort stand. Auch auf der Preview am 10. und 11. Juli die-ses Jahres in Frankfurt am Main, der wichtigsten Medienveranstaltung im Vor-feld der Messe, waren Kameras und Mikrofone auf ihn gerichtet Dabei sprach er etwa über internationale Zollpolitik, die Wettbewerbssituation deutscher Werkzeugmaschinenhersteller auf dem asiatischen Markt oder die aktuellen technologischen Trends, die vom 22. bis 26. September auf der Weltleitmesse der Produktionstechnologie in Hannover thematisiert werden. Die EMO positioniert sich als wichtigste Plattform für den Dialog zwischen al-len internationalen Akteuren der Branche zu sein. „Nirgends sonst treffen die Gäste auf so viel internationale Expertise wie auf einer EMO“, betonte Heering auf der Preview, zu der rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 24 Län-dern anreisten, etwa aus China, Indien und den USA, Südafrika oder Mexiko und Brasilien sowie natürlich aus den europäischen Nachbarländern. Auch die Preview startete, wie konnte es anders sein, mit einem Interview mit Markus Heering. Die erste Frage von Moderator Sven Krause richtete sich auf die Ein-drücke, die Heering von der World Tour mitgebracht hat. Es habe ihn sehr be-eindruckt, so der VDW-Chef, wie intensiv sich die Community in den verschie-denen Ländern auf die EMO vorbereite und welche Vorfreude die Messe auslöse. Den gegenwärtigen globalen Verunsicherungen und diversen Her-ausforderungen zum Trotze, so Heering: „Von der EMO werden positive Sig-nale erwartet“, stellt er fest. Ganz gleich, welches Anliegen im Vordergrund stehe, ob es um technische Neuerungen oder eine 24/7 Automation gehe: „Sowohl die Aussteller als auch Besucherinnen und Besucher reisen in der Er-wartung an, dass sie die Messe positiv gestimmt und zuversichtlich wieder verlassen.“


Neuheiten im 90-Sekunden-Takt


Die EMO reflektiert die aktuellen Megatrends Automation, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) sowie Nachhaltigkeit, erläuterte Heering. Das bestä-tigten auch die 26 Aussteller, die sich auf der Preview präsentierten. In jeweils 90-Sekunden-Pitches beschrieben sie dem Publikum, was Besucherinnen und Besucher im September bei ihnen am EMO-Stand erwarten können. Ein kurz-weiliger, durchaus sportlicher Streifzug, der aber diverse vertiefende Gesprä-che, auch noch bei der abendlichen Schiffstour auf dem Main, nach sich zog. Viel drehte sich in den Pitches um neue Maschinen und Features, Werkzeuge, Automatisierung oder Schnellwechselsysteme („Zeit ist Geld“). Es ging um Prozessoptimierung und den Einsatz von Robotern mit intelligenter Software oder autonome Transportsysteme in der Fabrik. Nachhaltigkeitskonzepte wur-den thematisiert, mit langlebigen Maschinen und Retrofit für ein zweites Le-ben, sowie der Frage, wie sich der CO2-Fußabdruck von Maschinen reduzie-ren lässt. Das Thema Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sollte auch am zweiten Tag der Preview aufgegriffen werden, an dem eine Besichtigung der ETA-Fabrik in Darmstadt, einer Modellfabrik der Technischen Universität, auf dem Programm stand und bei der die Forschung für die klimaneutrale Fabrik im Fokus steht.


Künstliche Intelligenz setzt Akzente


Die in den drei Pitch-Runden vorgestellten Neuheiten griffen auch Lösungen gegen den Fachkräftemangel auf, wenn etwa Maschinen mit „intuitiv zu bedie-nender Maschinensteuerung“ vermitteln sollen, wie „einfach Hochtechnologie sein kann“. Für große Aufmerksamkeit sorgte die Ankündigung einer Maschine mit integriertem Chatbot, der nicht nur Schulungszwecken dient, sondern den Bediener beispielsweise fragt, ob er jetzt Kühlschmierstoff nachfüllen möchte und ihm dann sogleich anzeigt, wo er den benötigten KSS in der Halle findet. 

Mit den Perspektiven Künstlicher Intelligenz in der Fertigung befasste sich auch eine Podiumsdiskussion, zu der Sebastian Heinz, Gründer und CEO von Statworxs, einem Beratungs- und Entwicklungsunternehmen für Daten und KI aus Frankfurt am Main, und Prof. Michael Zäh vom Lehrstuhl für Werkzeug-maschinen und Fertigungstechnik an der Technischen Universität München die Bühne betraten. Beide riefen dazu auf, sich stärker mit KI zu befassen. Ih-rer Meinung nach müssten europäische Unternehmen das Innovationstempo bei KI deutlich steigern, um den Anschluss an asiatische und US-amerikanische Anbieter nicht zu verlieren. Das gelte vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich bislang sehr abwartend zeigten. Gute Perspektiven dürfte es vor allem in der Qualitätssicherung und bei voraus-schauender Wartung geben. Für beide Experten ist unstrittig, dass KI den Menschen in der Fertigung nicht überflüssig mache. „KI macht Fehler“, stellte Prof. Zäh fest. Dies zu erkennen, sei eine Fähigkeit, die dringend benötigt und geschult werden müsse. Sebastian Heinz sieht es als den größten Vorteil von KI an, dass sich mit ihr die Innovationsgeschwindigkeit erhöhen und neue Ideen generieren lassen. Beide Experten gaben sich überzeugt, dass in Zu-kunft kein Weg an KI vorbeiführe. „Es ist keine Option, KI nicht zu nutzen“, so Prof. Zäh. „Andere nutzen KI bereits und wer es nicht tut, verliert. 


Partnerland Kanada 


Den aktuellen Hype um das Thema KI sieht der Kanadier Jayson Myers, of-fensichtlich eher gelassen. Kanada ist Allied Country der EMO 2025. Myers nutzte die Bühne, um seine Organisation vorzustellen. NGen (Next Genera-tion Manufacturing Canada) ist eine gemeinnützige Organisation der kanadi-schen Industrie, die sich der Förderung weltweit führender fortschrittlicher Fer-tigungslösungen widmet. Das Netzwerk repräsentiert rund 11.000 Mitglieder, darunter Hersteller, Technologieanbieter, Hochschul- und Forschungseinrich-tungen aus ganz Kanada, und initiiert Kooperationsprojekte. „KI ist nicht die Lösung“, so Myers, „KI ist Teil der Lösung.“ Der Fokus ruhe gleichermaßen auf Technologiethemen wie Automatisierung und Robotik, IoT und Netzwerke, mo-derne Werkstoffe, Bio- und Nanotechnologie, Cyber-Security oder Messtech-nik. NGen organisiert den Gemeinschaftsstand der kanadischen Industrie auf der EMO mit 15 bis 20 ausstellenden Unternehmen. Darüber hinaus sieht sich die Organisation als Bindeglied zu etwa 5.000 Technologieanbietern aus dem Metallbearbeitenden Sektor, die offen für Kooperationen sind. Wie Meyers betonte, habe NGen seit Gründung 2018 bereits in rund 250 Kooperationspro-jekte zur Entwicklung und Kommerzialisierung investiert und damit über 1 Mrd. Dollar an Projektinvestitionen und mehr als 7,5 Mrd. Dollar an Umsatzerlösen erzielt. 


Der Streifzug durch die Neuheiten zur EMO und das Werben für mehr Dialog und Kooperationsbereitschaft, auch über Ländergrenzen hinweg, dürfte so ganz im Sinne von Markus Heering gewesen sein, der in vielen Interviews eine besondere Stärke der EMO stets besonders hervorhebt: „Die EMO setzt die richtigen Themen, und sie bietet die beste Plattform für den Dialog und um neue Kontakte zu knüpfen.“ 


Autorin: Cornelia Gewiehs